Mittlerweile ist es so, dass Bekenntnisse zum aktuell Richtigen den Weg der eigenen Existenz notwendig machen. Schreien die Medien jeden Tag. Ist also wahr.
Sich nicht oder gar falsch zu bekennen, bedeutet im besten Falle nur die Isolation von Freunden, Verwandten oder Kollegen. Von sich selbst, falls man sich der Macht der eigenen Mitte noch nicht bewusst geworden ist. Im schlimmsten Fall von Dingen, die ein Mensch so braucht, damit er nicht vor seiner Zeit untergehen muss. Job, Konto, Schufa.
Ich bekenne mich gern dazu, dass ich ein fühlendes Wesen bin. Ich fühle mit jedem Wesen, dessen Existenz bedroht ist oder zerstört wurde.
Ob es der 55-jährige Ukrainer ist, der auf dem Weg zur Arbeit und trotz seines Bypasses am Herzen kurzum an die Front gekarrt und innerhalb von Stunden den unvermeidlichen und sinnlosen Tod in Kälte, Hunger, Dreck und Schlamm findet. Oder ein Rettungssanitäter im Donbass, der bei der Rettung von durch Nato-Munition am Busbahnhof von Donezk verwundeten Frauen und Kindern getötet wird, weil eben diese Nato-Munition ein paar Minuten danach noch einmal am selben Ort landet, während er helfen wollte. Dutzende Kinder pro Tag, die das Pech hatten, in Gaza geboren zu sein. Junge Menschen aus aller Welt, die eine Party in einem Kibbuz in Israel feiern wollten.
Ich bekenne mich dazu, ein mitfühlendes Wesen zu sein. Mehr ist nicht drin. Wer mehr verlangt, soll mir gerne vorab erklären, inwieweit sein eigenes Bekenntnis die Lösung aller Dinge wäre. Im Übrigen, Bekennen ist das eine. Etwas dafür zu tun das Andere. Aber das scheint nicht mehr wichtig heutzutage.
Zu einem Staat wie dem in Israel kann ich mich nicht bekennen. Rassismus und Apartheid sind keine Modelle für das Jetzt und die Zukunft. Will man existieren, muss man koexistieren können. Das wäre der erste Schritt zum Frieden.
Es gibt keine auserwählten Völker auf diesem Planeten. Alle Menschen sind gleich.
Und noch etwas: die Schuld meiner Vorfahren entbindet mich nicht von der Pflicht, das sich solch schreckliche Dinge nie mehr wiederholen dürfen. Sie entbindet mich aber auch nicht von der Pflicht, schreckliche Dinge im Jetzt als solche benennen zu müssen. Wenn die Opfer von einst zu Tätern werden, dann ist das keine Gerechtigkeit vor dem Herrn. Ganz im Gegenteil. Verfährt man so, wird alles Leid nur unermesslich wachsen. Und niemals enden.
Nicht Geld oder Macht oder Religion ist die Lösung aller Dinge. Die Lösung ist Mitgefühl, Verständnis für den Nachbarn und die Lust daran, aus dem Leben ein Fest zu machen. Für sich und die Anderen. Wir kommen und wir gehen nackt.
Es ist ganz einfach. Vogelfrei sollen die sein, denen das Geld ohne eigene Arbeit auf Bäumen wächst, als hätten sie selbst schwer daran getan, ohne schwitzen und zittern zu müssen. Und die dann so tun, sie wären der Inbegriff des allumfassenden Seins.
Sein ist Bewusstsein. Was verdient sein will. Im besten Fall nur durch Mitgefühl.
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